Falsch.
Laut einer Studie steht der Naturschutz für mehr als ein Drittel der deutschen Bevölkerung auf Platz 1 der wichtigsten politischen Aufgaben. Bei den 18- bis 30-jährigen sollen es - Influencer Rezo sei Dank (Wer konnte so etwas auch vorher wissen? - Jeder, meint Rezo im Video selbst!) - sogar 73% sein, die den Klimawandel für eine der großen Herausforderungen unserer Zeit halten. Das ist aber nicht mit der Bereitschaft, sich einzuschränken, zu verwechseln. Zwischen Anspruch und Wirklichkeit stehen bekanntlich Egoismus, Gedankenlosigkeit, Gewohnheit und Bequemlichkeit. Man muss schon die Lupe bemühen, um in der Realität etwas von der schönen Fiktion erkennen zu können. Viele Menschen bewegen Fragen wie "Was macht(e) Zwergspitz Boo" (RIP - 16 Mio Follower) oder "Was weiß Beauty-Influencerin Mariand Castrejon, was ich nicht weiß?" (23,3 Mio Follower) mehr als "Geht die Welt zugrunde?". Sie sind der Meinung, das eine schließt das andere nicht aus? Stimmt, theoretisch.
Eine andere Studie aus dem Jahr 2019 behauptet, dass den Deutschen Mikroplastik Angst macht. Wissen die Befragten, dass rund ein Drittel der Mikroplastik-Emissionen auf Reifenabrieb von PKWs entfallen und dass SUVs zwangsläufig mehr davon produzieren?
Wer weiß schon, dass Waschmaschinen und Wäschetrockner Mikrofasern in die Umwelt entlassen und wen interessiert es? Elektrische Wäschetrockner geben bei einem einzigen Durchlauf mehrere Tausend Mikrofasern in die Umgebung ab.
Meiner Beobachtung nach ist Umweltschutz für einen Großteil der Deutschen reines Wunschdenken. En masse verschwinden beim Bäcker geschnittene Brote in Plastik-Beuteln (=Schwachsinn), werden Kippen (=Sondermüll) aus dem fahrenden Auto geworfen, wird im Sommer im Stand Motor und die Klimaanlage laufen gelassen und im Winter an der Tanksäule in Erwartung einer freien Zapfsäule der Motor "natürlich" nicht abgeschaltet. Das Smartphone könnte schließlich einfrieren und das wird in dem Moment gebraucht.
Leider nicht überflüssig zu erwähnen ist, dass das Motor-Laufenlassen im Stand und das Benutzen des Handys bei laufendem Motor verboten ist. Ein Teil ist ahnungslos und den Rest kümmert es nicht. Das war schon immer so. Nirgendwo wird der Charakter der Menschen besser sichtbar als in der Interaktion mit ihrem Auto.
Eigentlich ist die Sache einfach: Glas zu Glas und Plastik zu Plastik. Nach einer neuen Studie (2020) klappt das mit der Mülltrennung in Deutschland fast perfekt - nur zwei Drittel der Abfälle landen in der falschen Mülltonne.
Wenn Sie eine Vorstellung davon bekommen möchten, was von deutschen Fahrzeuglenkern in puncto Einsichtsfähigkeit zu erwarten ist, empfehle ich, einmal darauf zu achten wie sie lenken. Von mir selbst ausgehend war ich der Meinung, dass die linke Hand hauptsächlich für die linke Hälfte des Lenkrads zuständig ist und die rechte entsprechend für die rechte Lenkradhälfte. Weit gefehlt, schätzungsweise 40 bis 70% der Fahrzeuglenker benutzen mit Vorliebe die rechte Lenkradseite mit der linken Hand. Ich gehe jede Wette ein, dass Sie nur wenige Sekunden warten müssen, um einen zu sehen, der bei Geradeausfahrt das Lenkrad mit der linken Hand auf 2:00 Uhr hält. Selbst Fahrlehrer durfte ich schon dabei beobachten, wenn sie selbst am Steuer ihres Fahrschulautos sitzen. Was Fahrschüler von solchen Fahrlehrern lernen können, die eigentlich eine Vorbildfunktion haben sollten, kann man sich ausmalen. Die fahren so auch in eine Rechtskurve. Dann liegt die linke Hand eben irgendwo zwischen 3:00 und 6:00 Uhr. Mehr lässt das Handgelenk nicht zu. Bei 6:00 Uhr hält kein Finger mehr das Lenkrad. Lediglich der Handballen hat noch etwas Kontakt zum Lenkrad. Und ich rede hier nicht von 10 km/h. Von einer natürlichen Bewegung ist das Lichtjahre entfernt. Linkischer geht es wirklich nicht. Allein beim Gedanken, ich müsste so lenken, bekomme ich ein mulmiges Gefühl. Das allein zeigt schon, wie abwegig diese Lenkmethode ist. Glauben diese Fahrer wirklich, dass das Lenken leichter wird, wenn die Hand in die Richtung zeigt, in die man fahren möchte? 30 Sekunden reichen mir, um an den Bewegungen des Autos erkennen zu können wie der Fahrer vor mir lenkt. Meine Fehlerquote ist äußerst gering, wie ich immer wieder im Rückspiegel erkennen kann, sobald ich sie überholt habe. Eine gewisse Bewunderung kann ich nicht leugnen, dass man so lenken und einen Kilometer tatsächlich unfallfrei überstehen kann. Wie aber stehen die Überlebenschancen für ein Kind, das das Pech hat, in einer unübersichtlichen Rechtskurve vor ein solches Auto zu laufen? Schlecht! Wenn Sie mir nicht glauben, nehmen Sie an einem Fahrsicherheitstraining teil und probieren es aus. Die 93% Autofahrer, die in einer Umfrage angeben, sich für gut genug zu halten, um einem plötzlich auftauchenden Hindernis ausweichen zu können, glauben das nur, weil ihnen die Vorstellungskraft fehlt und sie noch nie vor diese Situation gestellt wurden.
Sie meinen, wenn es Millionen und sogar Fahrlehrer machen, kann es ja wohl nicht so falsch sein. Da bin ich völlig anderer Meinung. Es zeigt, wieviele talentfreie Autofahrer auf den Straßen unterwegs sind. Diese Fahrer halten eine Lenkmethode für normal, die unsicherer nicht sein könnte. Ihnen fällt nicht einmal auf, dass sie unsicherer als andere unterwegs sind oder dass es an der Art zu lenken liegen könnte. Nüchtern ausgedrückt: Solche Fahrer beweisen ein hohes Maß an Selbstüberschätzung, geistiger Unreife und Verantwortungslosigkeit. Bewundernswert mit welcher Arglosigkeit oder welchem Fatalismus Beifahrer diesem Treiben zusehen. An ihrer Stelle würde ich sofort aussteigen! An dieser Stelle eine Bitte an die Automobilhersteller: Denkt doch mal darüber nach, bei Neufahrzeugen einen 2. Blinker auf 12:00 Uhr zu montieren. Dann könnten diese Lenker theoretisch auch wieder blinken.
Sie haben noch nie mit eigenen Augen gesehen, dass ein Auto auf gerader Strecke scheinbar grundlos in den Gegenverkehr fährt und dort frontal mit einem anderen Fahrzeug kollidiert? Ich schon. Ich fuhr unmittelbar hinter dem Unfallverursacher. Der junge Audi-Fahrer brach sich dabei das linke Handgelenk. Wäre er Linkshänder gewesen, wäre es das rechte gewesen. Er versuchte das Offensichtliche vor Gericht zu bestreiten, was einfach nur lächerlich und erfolglos war. Glauben Sie auch, dass Sie alles im Griff haben, wenn Sie beim Fahren das Handy benutzen? Sie machen sich etwas vor!
Hatte der entgegenkommende Fahrer eine Chance die Kollision durch Ausweichen zu vermeiden. Ja. Hat er sie ergriffen? Nö, nicht mal ansatzweise. Lenkrad, Hand, 2:00 Uhr? Die Talente dieses Fahrers liegen augenscheinlich auf anderen Gebieten.
In Hamburg wurden im September 2021 bei einer Kontrolle an einem Tag 658 Fahrzeuge überprüft. 214 Fahrzeugführer, davon 16 Radfahrer, nutzten verbotswidrig ein Handy.
Diese Menschen offenbaren charakterliche Schwächen. Unreflektiertheit z. B., um nur eine zu nennen. Würden Sie diesen Menschen Ihr Baby anvertrauen? Bedenken Sie: Charakterzüge legt man sich nicht zu und wieder ab wie Klamotten.
Autofahrer behaupten gerne, dass ihr Verhalten im Auto nicht mit ihrem Verhalten außerhalb des Autos vergleichbar sei. Das Verhalten im Auto ließe deshalb auch keine Rückschlüsse auf den Charakter zu. Ich bin auch der Meinung, dass ein Autofahrer, der sich weigert, Regeln zu befolgen, der gegenüber anderen Autofahrern unhöflich und aggressiv agiert, nicht zwangsläufig seine Partnerin schlagen muss. Er kann durchaus für seine Kinder liebevoll sorgen. Dennoch ist natürlich jedes Verhalten Teil der Persönlichkeit.
Aggression und Gewalt sind bis zu einem gewissen Grad Teil unserer DNA. Es leugnen zu wollen, ist naiv. Ob und wie aggressiv Menschen individuell sind, hängt von frühkindlichen Erfahrungen und Kontrollzentren im Gehirn ab. Aggression und Gewalt haben in der Evolution des Menschen eine lange Tradition. Die komplexen sozialen Interaktionen zwischen Artgenossen schließen bei Säugetieren wie auch dem Menschen aggressives Verhalten ein. Aggression hat sich im Laufe der Evolution unter hohem Selektionsdruck als Verhaltensstrategie entwickelt. Sie erhöht die Chancen auf optimale Futterressourcen bzw. Jobs und auf den besten Paarungspartner.
Das Autofahrer-Talent kongruiert stark mit dem Sportler-Talent, weil beide ähnliche koordinative Fähigkeiten verlangen.
Für 250 km/h auf gerader Autobahnstrecke benötigen Sie kein Talent, solange kein Reifen platzt. Einen Kreisverkehr unfallfrei zu durchfahren, schafft auch fast jeder. Beim "Wie" werden allerdings Unterschiede sichtbar.
Bei der Annäherung an den Kreisverkehr kommt es darauf an, einschätzen zu können, wo man selbst in 3 Sekunden sein wird und wohin sich andere in dieser Zeit bewegen werden. Sprich: deren Geschwindigkeit im Vergleich zur eigenen richtig einzuschätzen. Wie beim Ballspiel. Von den 30 Schülern in Ihrer Klasse, wieviele hatten in Sport eine Eins im Zeugnis stehen? Warum sollte es unter Autofahrern anders sein? 2,6 Mio Verkehrsunfälle in Deutschland 2019 sind nicht alles schicksalhafte "Un"- sondern viele davon begründbare "Vor"-Fälle. Eine Versicherung wirbt folgerichtig damit, dass man eine kundenfreundliche wie sie braucht, weil es nun mal alle 4 Sekunden in Deutschland zu einem Unfall kommt.
Diese Werbung gefällt mir fast so gut, wie die eines Zahnpasta-Produzenten, der allen Ernstes damit wirbt, das wir Deutschen eine besonders gute Zahnpasta benötigen, weil wir der zweitgrößte Zuckerkonsument weltweit sind.
Normalerweise geht es bei Prüfungen darum, die Talentierten von den weniger Talentierten zu trennen. Bei der Fahrschulprüfung ist das anders. Bei ihr geht es darum, alle, die es wollen, mit einem Minimum an Grundfertigkeiten auf die Straße zu bringen. Niemand, der den Führerschein in die Hand gedrückt bekommt, kann gut Auto fahren. Einige lernen es im Laufe der Zeit, manche stagnieren auf dem niedrigen Niveau und andere verlernen sogar von dem einmal Gelernten, z.B richtiges Blinken und Lenken.
Ein guter Fahrlehrer bringt seinen Schülern nicht nur die praktischen Handgriffe für die Prüfung bei sondern erklärt anhand von Beispielen aus der Praxis, worauf es beim Autofahren wirklich ankommt. Es geht eben nicht nur darum, Regeln für eine Prüfung auswendig zu lernen sondern darum zu verstehen, dass eine Gemeinschaft nur mit Regeln existieren kann.
Denke ich an meinen Fahrlehrer zurück, fallen mir zwei Geschichten ein, die mir in guter Erinnerung geblieben sind.
1. Als ich das erste Mal auf eine Autobahn fahren durfte und auf die Beschleunigungsspur einbog, forderte mein Fahrlehrer mich dazu auf zu beschleunigen. Das tat ich, aber halbherzig. Weil ich es nicht tat, drückte er das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Danach erklärte er mir, warum es Sinn macht den kompletten Beschleunigungsstreifen auch wirklich zum Beschleunigen zu nutzen. Ich habe es nie wieder anders gemacht.
2. Im theoretischen Unterricht erzählte mein Fahrlehrer zwischendurch immer mal wieder von seinen Erfahrungen. Einmal ging es um eine Kollision zweier Fahrzeuge, bei der er Augenzeuge war. Zunächst waren zwei Fahrzeuge hintereinander hergefahren. Dann bog der hintere Fahrer auf eine linke Abbiegespur während der Vordermann zunächst noch geradeaus fuhr. Kurze Zeit später blinkte der Vordermann aber ebenfalls links und fuhr auch dorthin. Der Hintermann, der sich bereits auf der Abbiegespur befand, missachtete dass der Vordermann ebenfalls auf die Abbiegespur wollte und es krachte. Sein Resümee: Unabhängig von der Schuldfrage, es darf niemals an einem Auto vorbeigefahren werden, das in diese Richtung blinkt. Daraus folgt im Umkehrschluss, dass man nur dann blinkt, wenn man sich vergewissert hat, dass das Fahren in Blinkrichtung möglich ist und die angezeigte Absicht auch umsetzt. Blinken bedeutet "Ich werde in diese Richtung fahren, ob es euch passt oder nicht!". Es bedeutet nicht "Ich würde gerne irgendwann in diese Richtung fahren". Wenn gilt, dass an einem Blinkenden unter keinen Umständen vorbeigefahren werden darf, dann verbietet es sich von selbst, am Straßenrand zu stehen und links zu blinken, während der Verkehr an einem vorbeirollt.
Na, wie viele Autofahrer verhalten sich so?
Ein Fahrlehrer, der nur Wert darauf legt, zu erklären, wie man bei genau diesem Fahrzeug in der Prüfung rein mechanisch und nach Schema F erfolgreich rückwärts einparkt, hat seinen Beruf verfehlt.
Einer Umfrage des Kölner Instituts BBE Automotive GmbH vom August 2021 gaben 92 Prozent von 1000 befragten Personen an, ein guter Autofahrer zu sein. Ähnlich positiv bewerten die Deutschen ihr Verhalten in kritischen Situationen. Hier gaben 93 Prozent an, diese im Griff zu haben. Vielleicht schätzen sich die 8%, die sich für schlechte Autofahrer halten, realistischer ein als die anderen 92%. Wären sie so schlecht wie sie sich selbst einschätzen, stellt sich mir die Frage, warum Fahrlehrer und -prüfer zu einem anderen Ergebnis kamen.
Kennen Sie irgendeine Sportart, in der 90% der erwachsenen Deutschen gut sind? Ich nicht. Aber beim Autofahren geschieht dieses Wunder? Wer's glaubt, wird selig! Etwas Komplexeres als das Autofahren wird den meisten Menschen in ihrem Alltag nicht begegnen.
Die Aufgabe klingt simpel: Der Mensch steigt in sein Auto und versucht, ohne Unfall oder sonstige Zwischenfälle sein Ziel zu erreichen. Besonders schlau, so scheint es, muss er dafür nicht sein. Stellt man aber ein Computersystem vor die gleiche Aufgabe, wird schnell klar: Ohne ein erhebliches Maß an (künstlicher) Intelligenz ist das nicht zu machen.
Denn was einfach klingt, ist in Wirklichkeit hoch komplex. Das zeigt sich allein schon daran, dass die Situationen, vor die sich ein Autofahrer - und ein autonomes Fahrsystem - gestellt sieht, im wahrsten Sinn des Wortes unendlich vielfältig sind. Um sie zu beherrschen und die jeweils richtigen Entscheidungen zu treffen, reicht es nicht aus, angelerntes Wissen aus zuvor eingeübten Situationen zu reproduzieren.
Eine Studie von Bosch gefällt mir persönlich besser. Sie ergab, dass sich 90 Prozent aller Autofahrer für gute Autofahrer halten, 90 Prozent halten die anderen Fahrer für schlechte Autofahrer und statistisch passieren 90 Prozent aller Unfälle aufgrund von Fahrerfehlern. Welche 90 Prozent sind also falsch?
Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie lesen:
"Aus noch ungeklärten Gründen geriet das Fahrzeug auf die Gegenfahrbahn." Vielleicht die Aussage von Musk: "Menschen können keine 2 Tonnen schwere Todesmaschinen fahren.".
Ok, diese Aussage teile ich nur zum Teil, da Teslas "Autopilot" nicht nur einmal bewiesen hat, das er fehlbar ist.
Wenn kein medizinisches Problem vorlag, dann liegt es so gut wie immer am Fahrer, an Ablenkung, Selbstüberschätzung oder schlicht an fehlender Fahrzeugbeherrschung.
Warum erzähle ich das alles? Nun, wenn es normal ist, einen SUV zu fahren, ihn mit der linken Hand auf 2 Uhr zu lenken und gleichzeitig mit der rechten Hand ein Smartphone auf Schoßebene zu bedienen - und das wird meiner Einschätzung nach eine Mehrheit für normal halten - dann bin ich mit Vergnügen nicht normal.
Die Wahrheit liegt allein in der Wahrheit. Es kommt nur Unsinn dabei heraus, wenn man die Mitte sucht zwischen einer kugelförmigen und einer scheibenförmigen Erde.
breazzless am 01. Oktober 21
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