Mittwoch, 5. März 2025
Gedankenspiel
Stell dir vor, bei dir wird eingebrochen und Wertsachen gestohlen. Sagst du dir dann „Pech gehabt“ und lässt es darauf beruhen oder erwartest du, dass die Polizei den Einbrecher ermittelt, bestraft und dir dein Eigentum zurückbringt?
Ich nehme letzteres an. Du erwartest, dass die Gerechtigkeit siegt.

Also gehst du zur Polizei. Die sagt dir: Klar, werden wir ermitteln. Wir weisen aber schon einmal darauf hin, dass wir auch ein gewisses Verständnis bzw. eine gewisse Sympathie für den Einbrecher haben. Er wurde schließlich von den in deiner Wohnung angehäuften Schätzen verführt und dass deine Wohnung eine Tür hat, war echt sehr unvorsichtig von dir.

Außerdem erwarten wir als kleine Gegenleistung, dass du für jeden Euro wiederbeschafften Eigentums Essen im Gegenwert von 2 Euro an uns lieferst.

Das ist dir die Gerechtigkeit doch wohl wert?

Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und wahren Begebenheiten sind beabsichtigt!

Ich kann es kaum glauben, aber einigen scheint sich nicht zu erschließen, wovon hier die Rede ist. Kleiner Tipp von mir: Mein Gedankenspiel dreht sich um einen Typen, der im Dezember 2024 Präsident eines großen und wichtigen Landes wurde.



Montag, 27. Januar 2025
Psycho-Spiele
Es wird als "Kollektivgutspiel" oder "Public Goods Game" bezeichnet. In diesem Experiment wird untersucht, wie Menschen in Gruppen kooperieren oder egoistisch handeln, wenn es um das Teilen von Ressourcen geht.

Die Grundidee ist, dass jeder Teilnehmer einen bestimmten Betrag in einen gemeinsamen Topf einzahlt. Am Ende wird der Gesamtbetrag im Topf durch die Anzahl der Teilnehmer geteilt, sodass jeder den gleichen Betrag zurückerhält, unabhängig davon, wie viel er selbst eingezahlt hat. Dies führt oft zu einem Spannungsfeld zwischen individuellem und kollektivem Interesse.

Ein häufiges Ergebnis solcher Experimente ist, dass einige Teilnehmer dazu neigen, nichts in den Topf einzuzahlen, in der Hoffnung, von den Einzahlungen der anderen zu profitieren, ohne selbst etwas beizutragen. Dies kann zu einem sogenannten "Free-Rider"-Problem führen, bei dem die Zusammenarbeit in der Gruppe untergraben wird, weil einige Mitglieder versuchen, sich auf die Kosten anderer auszuruhen.

Das Experiment zeigt wichtige Aspekte menschlichen Verhaltens, wie Vertrauen, Kooperation und die Herausforderungen, die mit dem Teilen von Ressourcen verbunden sind. Es hat auch Implikationen für viele Bereiche, von der Wirtschaft bis zur Umweltpolitik.

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Scenario: Auf einem Berg löst sich ein Güterwaggon von einer Lokomotive und rast ins Tal, wo ein Personenzug steht, der mit 100 Personen besetzt ist.

Du hast 3 Möglichkeiten zu reagieren:
1. Nichts tun
2. Eine Weiche umstellen und den Zug damit auf ein Nebengleis leiten, auf dem gerade fünf Bahnmitarbeiter mit Instandhaltungsarbeiten beschäftigt sind.
3. Den Güterwaggon entgleisen lassen. Dazu müsstest du einen schwergewichtigen Mann, der auf einer Brücke steht, unter der der Waggon hindurchrollen wird, töten und von der Brücke auf die Gleise stürzen.

Wofür entscheidest du dich?

Beeinflusst es deine Entscheidung, wenn du weißt, dass dein Kind in dem Personenzug sitzt?
Es gibt nur eine Entscheidung, bei der dir keine rechtlichen Konsequenzen drohen.

Die ethische Fragestellung dreht sich um die Abwägung zwischen dem aktiven Eingreifen, das zu einem bestimmten Tod führt, und dem passiven Zusehen, das zu mehreren Todesfällen führen könnte.

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Das Stanford-Gefängnisexperiment ist ein bekanntes psychologisches Experiment, das 1971 von Philip Zimbardo an der Stanford University durchgeführt wurde. In diesem Experiment wurden Studenten zufällig entweder der Rolle eines Gefangenen oder eines Wärters in einem nachgebauten Gefängnis im Keller der Universität zugewiesen.
Das Experiment war ursprünglich auf zwei Wochen angesetzt, musste aber nach nur sechs Tagen abgebrochen werden, da die Teilnehmer, insbesondere die Wärter, ein derart extremes Verhalten entwickelten, dass es sowohl für die "Gefangenen" als auch für die "Wärter" zu psychischen Belastungen führte. Die Wärter zeigten zunehmend sadistische Tendenzen, während die Gefangenen unter Angstzuständen und Depressionen litten.
Das Stanford-Gefängnisexperiment ist bis heute umstritten und hat eine Vielzahl von ethischen Fragen aufgeworfen. Es hat jedoch auch einen wichtigen Beitrag zur Diskussion über die Bedeutung von situativen Faktoren für menschliches Verhalten geleistet und gezeigt, wie soziale Rollen und die Dynamik von Macht und Unterordnung das Verhalten von Menschen beeinflussen können.

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Das Milgram-Experiment ist ein bekanntes und zugleich umstrittenes psychologisches Experiment, das in den 1960er Jahren von Stanley Milgram an der Yale University durchgeführt wurde. In diesem Experiment ging es um die Frage, wie weit Menschen bereit sind, einer Autoritätsperson Folge zu leisten, auch wenn ihre Handlungen ethisch fragwürdig sind.
Die Teilnehmer des Experiments wurden in die Rolle eines "Lehrers" eingeteilt, der einem "Schüler" (der in Wirklichkeit ein Mitarbeiter Milgrams war) bei einem Lerntest Fragen stellte. Wenn der Schüler eine falsche Antwort gab, sollte der Lehrer ihm einen elektrischen Schlag verpassen, wobei die Stärke des Schlags bei jeder falschen Antwort erhöht wurde.
Die Ergebnisse des Experiments waren schockierend: Ein Großteil der Teilnehmer war bereit, dem Schüler (bis zu einer potenziell lebensgefährlichen) hohen Dosis an elektrischen Schlag zu verpassen, nur weil sie von der Autoritätsperson (dem Versuchsleiter) dazu aufgefordert wurden.
Das Milgram-Experiment hat eine breite Debatte über die Bedeutung von Autorität und Gehorsam in der menschlichen Gesellschaft ausgelöst und gezeigt, dass auch normale Menschen unter bestimmten Bedingungen zu Handlungen fähig sind, die sie unter anderen Umständen niemals ausführen würden. Es hat aber auch viele ethische Fragen aufgeworfen, insbesondere im Hinblick auf den Schutz der Teilnehmer vor psychischem Leid.

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Das Asch-Konformitätsexperiment ist ein weiteres bekanntes psychologisches Experiment, das in den 1950er Jahren von Solomon Asch durchgeführt wurde. In diesem Experiment ging es um die Frage, wie stark der Gruppendruck das Urteilsvermögen eines Individuums beeinflussen kann.
Die Teilnehmer des Experiments sollten die Länge von Linien beurteilen. Dabei waren sie jedoch nicht allein, sondern in einer Gruppe von anderen Teilnehmern (die in Wirklichkeit Mitarbeiter von Asch waren). Diese "falschen" Teilnehmer gaben absichtlich falsche Antworten, um den "echten" Teilnehmer zu beeinflussen.
Die Ergebnisse des Experiments zeigten, dass ein bdeutsamer Anteil der Teilnehmer bereit war, sich der Mehrheitsmeinung anzupassen, auch wenn diese objektiv falsch war. Dies zeigt, wie stark der Wunsch nach sozialer Akzeptanz und die Angst vor Ausgrenzung das Verhalten von Menschen beeinflussen können.
Das Asch-Konformitätsexperiment hat einen wichtigen Beitrag zur Erforschung von Konformität und sozialem Einfluss geleistet und gezeigt, dass Menschen oft bereit sind, ihre eigene Meinung aufzugeben, um in eine Gruppe integriert zu werden.

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Das Experiment mit dem kleinen Albert

Dieses Experiment wurde 1920 von John B. Watson und Rosalie Rayner an der Johns Hopkins University durchgeführt. Es ging darum, einem kleinen Kind (dem "kleinen Albert") eine Angst vor weißen Ratten anzutrainieren.
Albert wurde zunächst auf seine Reaktion auf verschiedene Reize getestet, darunter weiße Ratten, Kaninchen und andere Objekte. Er zeigte keine Angst vor diesen Reizen. Dann wurde ihm eine weiße Ratte gezeigt, während gleichzeitig ein lauter Knall erzeugt wurde, der ihn erschreckte. Dies wurde mehrmals wiederholt.
Nach einiger Zeit zeigte Albert eine deutliche Angstreaktion, wenn er die weiße Ratte sah, auch ohne den lauten Knall. Diese Angst generalisierte sich sogar auf andere ähnliche Reize, wie z.B. weiße Kaninchen oder einen weißen Bart.
Das Experiment mit dem kleinen Albert ist ethisch sehr umstritten, da es dem Kind absichtlich Angstzustände beigebracht hat. Es hat jedoch auch wichtige Erkenntnisse über die klassische Konditionierung und die Entstehung von Ängsten geliefert.

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Das Bobo-Doll-Experiment ist ein bekanntes psychologisches Experiment, das in den 1960er Jahren von Albert Bandura durchgeführt wurde. In diesem Experiment ging es um die Frage, wie Kinder durch Beobachtung und Nachahmung (sogenanntes Modelllernen) aggressives Verhalten erlernen können.
Die Teilnehmer des Experiments waren Vorschulkinder. Sie wurden in drei Gruppen aufgeteilt:
* Gruppe 1: Die Kinder sahen einen Erwachsenen, der eine aufblasbare Puppe (Bobo-Puppe) körperlich und verbal angriff.
* Gruppe 2: Die Kinder sahen einen Erwachsenen, der mit der Bobo-Puppe spielte, ohne sie anzugreifen.
* Gruppe 3: Die Kinder erhielten keine Demonstration.
Danach wurden die Kinder in einen Raum mit der Bobo-Puppe und anderem Spielzeug gebracht. Die Ergebnisse zeigten, dass die Kinder, die den Erwachsenen bei der Aggression beobachtet hatten, deutlich häufiger aggressives Verhalten gegenüber der Puppe zeigten als die Kinder in den anderen Gruppen.
Das Bobo-Doll-Experiment hat einen wichtigen Beitrag zur Erforschung des Lernens durch Beobachtung geleistet und gezeigt, dass Kinder aggressives Verhalten erlernen können, indem sie es bei anderen beobachten. Es hat auch die Bedeutung von Vorbildern für die Entwicklung von Kindern betont.



Montag, 8. Januar 2024
Subventionen
Ralf Schumacher:
„Ich wünsche den Bauern viel Erfolg und hoffe, dass unsere Regierung zur Vernunft kommt. Die Landwirtschaft ist extrem wichtig für unser Land und das sollte der Allgemeinheit auch was wert sein.“

Ich:
Davon abgesehen, dass Meinungsäußerungen in X-Länge selten fundiert sind, ja, unsere Landwirtschaft sollte uns allen etwas wert sein. Die Lebensmittelpreise sind zu niedrig. Alle Länder um uns herum, geben mehr Geld für Essen aus als wir Deutschen. Ich bezweifle allerdings stark, dass Herr Schumacher viel von Subventionen und deren Auswirkungen versteht. Viele Politiker offenbar auch nicht. Eigentlich dürfte es in einer Marktwirtschaft der Theorie nach gar keine geben. Subventionen hebeln den Markt aus, der sich eigentlich aus Angebot und Nachfrage ganz von selbst regelt.

Einem Kollegen von mir, schwebt vor, weltweit alle Regierungen abzuschaffen und stattdessen eine KI-Regierung für die gesamte Welt einzusetzen. Sie wäre frei von Gefühlen, Krieg und dem alles beherrschenden Egoismus. Kein Land würde bevorteilt. Subventionen gäbe es nicht.

Wäre sich die Welt also darin einig, auf Subventionierung generell zu verzichten, gäbe es logischerweise keine. Allen wäre klar, die qualitativ hochwertigsten und günstigsten Anbieter stechen die anderen aus. Da das aber ein sich ständig ändernder Wettbewerb ist, ist das kein zementierter Zustand.

In der Realität subventioniert die chinesische Regierung massiv die Produktion von Solarzellen mit dem Ziel Marktführer auf diesem Gebiet zu werden. Der Effekt ist ähnlich wie bei der Wirtschaftsspionage. Es geht darum, Reichtum zu stehlen. Die Solarhersteller in Deutschland, die nicht in gleicher Höhe unterstützt wurden, verloren dadurch ihre Konkurrenzfähigkeit bis es sie irgendwann gar nicht mehr gab. Beherrscht man den Weltmarkt, können die Subventionen wieder entfallen. Ohne Konkurrenz kann nun der Preis bestimmt werden. Das ist der Sinn von Subventionen, deshalb gibt es sie. Und diese Bevorteilung findet irgendjemand gut? Ja, immer die, die zumindest über einen längeren Zeitraum davon massiv profitieren. Der Markt wird ausgehebelt.

2023 waren chinesische Firmen in der Lage, Solarmodule mit einer Gesamtleistung von 861 Gigawatt (GW) herzustellen. 2024 sollen die Kapazitäten trotz der Ramschpreise um weitere 500 bis 600 GW steigen. Nur mit der Produktion 2024 könnte der gesamte globale Solarbedarf bis 2032 abgedeckt werden. Denn weltweit werden immer noch deutlich mehr Solarmodule hergestellt als installiert (390 GW). Durch das massive Überangebot fielen die Preise für Solarmodule 2023 um fast 50 Prozent.

Laut des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) erhielten 2022 mehr als 99 Prozent der börsennotierten chinesischen Unternehmen in den neuen Schlüsseltechnologien direkte staatliche Subventionen.

In einer Marktwirtschaft regulieren sich Angebot und Nachfrage über den Preis. Das funktioniert hervorragend. Sinkt das Angebot, steigt der Preis. Das weckt das Interesse bei den Anbietern, mehr zu produzieren. Steigt das Angebot, sinkt der Preis wieder.
Nun soll unsere Marktwirtschaft aber auch sozial sein. Die "Schwächelnden", die bei einem strengen Wettbewerk nicht mithalten können, sollen Unterstützung erfahren. Dazu fühlt sich die Politik berufen. Die Frage ist nur, ob die "Schwäche" von ihr auch immer richtig eingeschätzt wird und die Subvention den Effekt erzielt, den man sich vorgestellt hatte. Therorie und Praxis stimmen bekanntlich nicht immer überein. Ein Eingriff in den Markt kann gut gemeint sein und dennoch negative Auswirkungen haben.

Zurück zur Subventionierung der deutschen Bauern. Die Konsequenz ist, dass unrentable Bauern erhalten bleiben, die Lebensmittelpreise in Deutschland generell zu niedrig sind, die Qualität der Produkte leiden kann und Butterberge und Milchseen entstehen.

Ein konstantes Überangebot bedeutet konstant niedrige Preise. Das beklagen die deutschen Bauern seit Jahrzehnten und das völlig zurecht. Und den Verbraucher freut es. Dann wird immer der Ruf nach noch mehr Subventionen oder garantierten Mindestpreisen lauter. Vom Marktprinzip bleibt dann nicht mehr viel übrig. Und das macht es nicht besser sondern schlechter. Ich schätze, wer das fordert, hätte oder hat sich in der DDR wohl gefühlt.

Ein Überschuss der inländischen Produktion führte in der Vergangenheit z.B. schon dazu, dass der afrikanische Markt mit billigen Hühnern "made in Germany" überflutet wurde. Die einheimischen afrikanischen Produzenten hatten gegen den Billig-Import aus Deutschland keine Chance und verloren ihre Einnahmequelle. Mit der Unterstützung deutscher Subventionen den afrikanischen Markt zu zerstören, ist kein fairer Handel. Das sehen die vielen Befürworter der Subventionen offenbar anders. Man sieht: Was die "bösen" Chinesen können, können wir auch.

Der Agrardiesel wurde 2002 von einer SPD und Bündnis 90/Die Grünen geführten Regierung ins Leben gerufen. In dem Jahr führte die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union zu einer Verringerung der Subventionen für die Landwirtschaft. Dies hatte negative Auswirkungen auf die Einkommen der deutschen Landwirte. Darüber hinaus hatte das Jahr 2002 extreme Wetterbedingungen, wie Dürren und Überschwemmungen, die die Ernteerträge beeinträchtigten.
Aber schon das Jahr 2003 lieferte bessere Erträge und der Agrardiesel blieb natürlich. Ein generelles Problem von Subventionen: Man gewöhnt sich an sie und sie sind wie Kletten. Sie bleiben haften. So schnell wird man sie nicht wieder los.
Gab es irgendwann in den letzten zwei Jahrhunderten schon einmal eine deutsche Landwirtschaft ohne Subventionen? Wäre unsere Landwirtschaft ein Unternehmen, würde man sich fragen, ob ein Unternehmen, das ohne Subventionen offenbar nicht überlebensfähig ist, tragbar ist. Die teuren Rettungsversuche von Galeria Karstadt Kaufhof sind ein ähnlich wenig erfolgversprechendes Beispiel. Ich befürworte natürlich, dass die deutschen Landwirte 80 Prozent unserer Ernährung sicherstellen. Aber dem Zustand nach, muss man konstatieren, dass der Patient am Tropf hängt.

Andere europäische Länder haben mehrheitlich auch eine Agrardiesel-Erstattung. Aber Polen zahlt keine, die Niederlande nicht, Frankreich sehr viel weniger. Österreich hat die Erstattung reduziert Was können die Landwirte dieser Länder, was deutsche nicht können? Für einen fairen Wettbewerb sollten auf dem europäischen Markt für alle dieselben Bedingungen herrschen. Was für Europa gilt, gilt auch weltweit. 2020 subventionierte Trump die Landwirte in den USA mit der Rekordsumme von rund 37 Mrd. Dollar.

Wer glaubt, der Agrardiesel sei die einzige Vergünstigung für deutsche Landwirte, liegt falsch. Es gibt noch andere.

Betrachtet man den Haushalt des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sticht z.B. ein Kostenpunkt sofort ins Auge: die Gelder für Unfall-, Kranken- und Altersversicherung der knapp eine Million Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Landwirtschaft. Für 2023 veranschlagte das BMEL dafür 4 Mrd. € und damit mehr als die Hälfte des Gesamthaushalts dieses Ministeriums.

Summa summarum erhalten die deutschen Bauern jährlich 9 Mrd. € aus EU- und Bundesmitteln. Glaubt wirklich jemand, dass es ohne die in Deutschland keine Landwirte mehr gäbe? Der Lateiner sagt dazu: Quod est demonstrandum.

Ein holländischer Tomatenproduzent wurde einmal gefragt, in welche Länder welche Qualität exportiert wird. Seine Antwort lautete: Nach Deutschland immer nur die schlechteste, weil der Deutsche extrem preisbewusst einkauft. Bekanntlich wissen wir aus der Werbung, dass Geiz in Deutschland einfach geil ist.

Dass es vier große Lebensmittelhändler gibt - Aldi, Rewe, Edeka und die Schwarz-Gruppe mit Lidl, hat Auswirkungen auf den Preis. Diese vier Großhändler halten das Nachfrage-Oligopol und können den 160.000 Landwirten in Deutschland die Preise ein Stück weit diktieren. Sie können das auch deshalb, weil das Angebot groß ist. Die Großhändler können sich aussuchen, von wem sie kaufen, die Bauern haben weniger Auswahl, an wen sie verkaufen möchten. Von einem Euro im Supermarkt kommen nur 12 bis 20 Cent beim Erzeuger an.
Bauern, die ab Hof verkaufen, bleiben den Protesten fern.

Es mag sein, dass Subventionen manchmal ein notwendiges Übel sind, aber ein Übel bleiben sie immer.

Der bisher subventionierte Agrardiesel - der kostet ja fast gar nix - wird von den Bauern genutzt, um, wie ich als Betroffener berichten kann, den ganzen Tag im Schritttempo zwischen zwei Kreisverkehren hin und her zu schleichen und die arbeitende Bevölkerung, die an dieser politischen Entscheidung keinerlei Anteil hatte, zu nötigen. Es trifft die völlig falschen und wird auch nichts erreichen.

Die Subventionen müssen runter und die Lebensmittelpreise hoch. Und das erreicht man nicht mit Fünfjahresplänen, garantierten Mindestpreisen oder Subventionen sondern indem man mehr Markt zulässt und die Geldgier und den Egoismus der Menschen ausnutzt. Das kann die Marktwirtschaft, wenn man sie lässt.

Bauernprotest