Geschnitten?
Geschnitten? Die Frage von der Bäckereifachverkäuferin kennen Sie auch: "Möchten Sie das Brot geschnitten haben?"
Meiner Beobachtung nach beantworten sehr viele diese Frage mit Ja. Dann verschwindet das geschnittene Brot in einer Plastiktüte.
Ich beantworte die Frage mit: "Nein danke, ich bin normal."
Dass ich als Vernünftiger immer diese Frage beantworten muss, ist alles andere als normal. Die Bäckereien sollten das Brot nur auf die ausdrückliche Bitte eines Käufers hin in Plastik verpacken und ansonsten immer ungeschnitten in eine Papiertüte.
Die Frage "Haben Sie eine Deutschlandkarte" ist übrigens genauso dämlich. Wer meint, eine haben zu müssen, soll das gefälligst von sich aus anzeigen.

Was gegen eine Plastiktüte spricht, ist dermaßen offensichtlich, dass man sich fast nicht traut, die Argumente zu benennen.

1. Plastikmüll:
Die meisten Plastiktüten wandern nach dem ersten Gebrauch im besten Fall in den gelben Sack und werden mit viel Energieeinsatz recycelt. Im schlechten Fall landet die Plastiktüte irgendwo in Afrika. Auf der einen Seite werden die Einkaufstüten aus Plastik verboten und auf der anderen Seite explodiert der Verbrauch von Plastiktüten für Brot. Warum sollte das eine besser als das andere sein?

2. Geschmack/Sensorik:
In der geschlossenen Plastiktüte wird das Brot weich. Ein Bäcker, der im Idealfall von der Qualität seines Brots überzeugt ist, legt Wert darauf, dass sein Brot eine knusprige Krume hat. Bei Brot in Plastik ist alles nur noch weich. Jedem eingefleischten Bäcker muss die Hutschnur hochgehen, wenn er sieht, dass sein mit Liebe gebackenes Brot in Plastik verpackt wird. Wozu gehen die Leute dann überhaupt in eine Bäckerei? Dasselbe geschmacklose Brot bekommen Sie im Supermarkt günstiger.

3. Schimmel:
Bevor Schimmel sichtbar wird, ist er schon vorhanden. Trocken, luftig und nicht zu warm - so mag Brot es am liebsten. Das feuchtwarme Klima im Plastikbeutel ist der ideale Nährboden für Mikroben aller Art. Zwischen +20°C und +40°C vermehren sich die meisten Mikroorganismen am schnellsten. Unter optimalen Bedingungen verdoppelt sich das Bakterium, z.B. "Escherichia coli" alle 20 Minuten. Eine einfache Rechnung zeigt, dass auf diese Weise aus einem einzigen "E.coli-Bakterium" innerhalb von acht Stunden über 16 Millionen Nachkommen entstehen können.
Die giftigen Stoffe im Schimmelpilz können nach dem Verzehr Leber und Niere schädigen. Das Gift Aflatoxin beispielsweise ruft schwere Leberschäden hervor und wirkt krebsfördernd.

4. Weichmacher
In Kunststoff befinden sichWeichmacher. Sie wirken u.a. hormonell. Männer sind deshalb heute nur noch halb so fruchtbar wie vor 40 Jahren.
Dass Köche bedenkenlos Fleisch in Weichplastik gehüllt plattklopfen, Extrahiertes mit einem Spritzbeutel in Form bringen oder Vakkum-Garen - "sous vide" genannt - für sinnvoll halten, bedeutet nicht unbedingt, dass es am Ende besser schmeckt aber mit Sicherheit, dass das Essen Kunststoffbestandteile enthält. Je mehr Michelin-Sterne das Restaurant hat, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit der Kontamination mit Kunststoff und dem, was Köche von ihren Händen auf dem Essen hinterlassen.

5. Mikroplastik
Im Ozean, auf Berggipfeln, in der Antarktis - fast überall finden Forschende Mikroplastik. So auch im menschlichen Körper. Niederländische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten die winzigen Kunststoff-Partikel im Blut nachweisen.
Ob im Gehirn, in Handcremes oder Kaugummis: Plastik ist überall. Auch im Wasser aus Plastikflaschen tummeln sich unzählige Kunststoffteilchen - sogar mehr als bislang gedacht. Forschende untersuchten erstmals Flaschenwasser auf Nanoplastik und stellen Erschreckendes fest. Demnach kann das Flaschenwasser mehr als 200.000 Nanoplastikpartikel pro Liter enthalten.


Bäcker, schafft die Plastiktüten ab! Warum nur mussten alle Bäcker dem Beispiel eines einzigen dummen Bäckers folgen, der auf die glorreiche Idee kam, sich dadurch einen vermeintlichen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen, dass er geschnittenes Brot als erster anbot? Schwachsinn wird nicht dadurch besser, dass es alle nachäffen und Verbraucher es kritiklos nachfragen.

Hört auf damit, mir, der ich euer Handwerk und euer Produkt zu schätzen weiß, die Frage "Geschnitten"? zu stellen. Das nervt. Ich bin der Gourmet, die anderen sind Banausen. Lasst sie dazu auffordern, es zu schneiden, und nicht mich, die Frage zu verneinen! Normal ist, das Brot nicht zu schneiden. Es in Plastik zu packen, ist anormal um nicht zu sagen pervers!

Unterstützt nicht die Faulheit von Leuten, denen schon das Schneiden einer Brotscheibe zu viel Arbeit ist.

Glaubt mir. Auf solche Kunden könnt ihr locker verzichten!




zundenholz am 21.Feb 22  |  Permalink
der verbraucher will das aber so
es sind dann so schöne gleichmässige scheiben

woran das liegt?
an einem gutem brotmesser
und an ein wenig übung