Schulden
Als Herr Gysi von den Linken, nach Presseberichten vermutlich ehemals IM der Stasi, vor zwei, drei Jahren einmal sagte, Schulden zu machen sei für den Staat kein Problem, habe ich nur den Kopf geschüttelt.

Als der Engelbergtunnel bei Stuttgart von privater Seite vorfinanziert wurde, da auf der öffentlichen Seite nicht das Geld dafür da war, wurde dieses Konzept als revolutionär gepriesen, um notwendige Projekte trotz klammer Staatskassen zu realisieren. Damals schüttelte ich den Kopf darüber, dass offenbar davon ausgegangen wurde, in Zukunft würde ein Geldregen dafür sorgen, dass die Kosten plus Zinsen dann aus der Portokasse bezahlt werden könnten. So naiv kann doch kein Mensch sein, dachte ich. Weit gefehlt, wenn es Politikern darum geht Gelder zu "erschließen", ist nichts unmöglich, kein Gedanke zu abwegig.

Im August 2011 befindet sich Deutschland in einem massiven Aufschwung, die Wirtschaft boomt und die Arbeitslosigkeit ist auf einem rekordverdächtig niedrigen Stand. Wenn es nach den Wirtschaftstheoretikern geht, also in einer Phase, in der die in der Rezession gemachten Schulden wieder abgebaut werden. Ist dem so? Nein, weit gefehlt. Haben schon die Rettungsaktionen der Banken die Schuldenberge ansteigen lassen, so trägt der sogenannte Schutzschirm, der unsere europäischen quasi-pleiten Nachbarn inklusive der involvierten deutschen Banken retten soll, weiter dazu bei, dass an Schuldenabbau gar nicht zu denken ist. Die aktuell agierende Regierung hatte einmal Einsparungen in der Höhe von 80 Mrd EUR versprochen, sozial ausgeglichen versteht sich. Nur ein Bruchteil davon wurde bisher realisiert, sozial unausgeglichen versteht sich. Viele der groß angekündigten Absichten haben sich schon jetzt als völlig unrealistisch erwiesen.
Stolz verkünden die Politiker, dass 2011 voraussichtlich "nur" 1,5 % neue Schulden gemacht werden. Umgerechnet auf die Bevölkerung hat jeder Bundesbürger Schulden in einer Höhe von 25.000 EUR (Stand: September 2011). Für 2012 ist geplant wieder mehr Schulden als 2011 zu machen. Was ist so dringend und unaufschiebbar, dass es eine höhere Neuverschuldung rechtfertigt? Gibt es etwas wichtigeres als endlich damit aufzuhören? Bräche schon jetzt alles zusammen, wenn wir den Versuch unternehmen würden, Schulden abzubauen?

Schon allein die Wortwahl der Politiker ist verräterisch. Sie reden seit Jahrzehnten davon, einen ausgeglichenen Haushalt erreichen zu wollen. Nicht nur, dass sie das nie erreichen, sie meinen damit auch nicht die Schuldenreduzierung sondern lediglich die Neuverschuldung auf null zu reduzieren. Bei einer Neuverschuldung von Null, ist noch kein Cent der bereits gemachten Schulden und Zinsen zurückbezahlt.

Die Zinszahlungen für die Schulden machen den zweitgrößten Posten des Bundeshaushalts nach den Ausgaben für Arbeit und Soziales aus. Was könnte man nicht alles mit den Steuereinnahmen anstellen, gäbe es die Schulden nicht.

Wann gedenkt die Politik eigentlich, damit zu beginnen die Schulden zurückzuzahlen? Glaubt überhaupt irgendjemand noch daran, dass die in den USA oder in Europa gemachten Schulden jemals getilgt werden (können)? Und wenn das, was ich glaube, niemand ernsthaft glaubt, was glauben sie dann, wie das Ganze letztlich enden wird?
Zum Glück kennen wir uns mit Währungsreformen aus. Mit der D-Mark wurde schließlich auch alles besser.

Nicht eben beruhigend wirken Meldungen, die Ende September 2011 auftauchten: "Die Ausweitung des Euro-Rettungsfonds bedrohe die Kreditwürdigkeit Deutschlands, warnt die Ratingagentur Standard & Poor's."

Im November wird gemeldet, dass Großbritanien und die Schweiz schon einmal den Zusammenbruch der Eurozone proben. Diese machen kein Geheimnis daraus. Andere Länder schon, obwohl sie diese Überlegungen natürlich auch anstellen.

Im Scherz pflege ich als Antwort auf eine entsprechende Frage zu antworten, dass wir Deutschen dermaßen produktiv sind, dass wir unsere Nachbarn dafür bezahlen (müssen), dass sie unsere Produkte kaufen können. Auch eine Art von Nullsummenspiel.

Die US-Schuldenquote liegt im Januar 2012 bei etwa 100 Prozent des Bruttoinlandsproduktes und das Haushaltsdefizit bei rund 10 Prozent. Zum Vergleich: Die entsprechenden Werte für Deutschland liegen bei rund 80 beziehungsweise 1 Prozent.

Dez. 2019: Daten der Federal Reserve Bank von New York zeigen, dass die Zahl der amerikanischen Autokäufer, die mit ihren Zahlungen mehr als 90 Tage im Rückstand sind, steigt.
Insgesamt belaufen sich die Autokredite inzwischen auf die Rekordsumme von 1,3 Billionen Dollar - 5,6 Prozent der Wirtschaftsleistung.
Wenn die Konjunktur ins Rutschen gerät, dürfte das viele der Kreditgeber in die Bredouille bringen. Es kommt "der Tag der Abrechnung".


PS:
Warum Mosambiks Rating B+ ist, weiß wohl nur S&P. Die Staatsverschuldung des Landes liegt bei unter 4 Prozent des BIP.
Nigerias Verschuldungsgrad liegt bei 13,4 Prozent der Wirtschaftskraft. Die wiederum beläuft sich auf stolze 173 Mrd. Dollar. Note: ebenfalls B+




nextfuture am 15.Aug 11  |  Permalink
ich glaube nicht das diese Schulden jemals getilgt werden. Das ist doch völliger Mumpiz, immer mehr Schulden zumachen. Ich kann doch nicht Schulden machen, wenn ich noch nicht mal die bestehenden bezahlen kann !!
Wenn ich das machen würde, könnte ich die Finger heben und die EV abgeben.