Ausgebremst
Wie ist das, die Macht über seinen Körper zu verlieren? Normalerweise folgt dem Gedanken die Tat auf dem Fuße. Man denkt, ich geh jetzt mal dort hin und dann geht man einfach dorthin. Es geht aber auch anders wie ich heute erfahren musste. Diese Erkenntnis war genauso erschreckend wie verblüffend. Ich befahl meinen Beinen sich zu bewegen, der erste Schritt begann und wurde plötzlich jäh unterbrochen. Irgendetwas stoppte meine Beine. Und das Erschreckende daran war, dass ich den Befehl dazu definitiv nicht gegeben hatte! Heraus kam für den außenstehenden Betrachter eine Bewegung, die halb nach Stolpern, halb nach Slapstick ausgesehen haben dürfte. Der Person in meiner Nähe, die vermutlich Auslöser dafür war, entfuhr ein „Hoppla“. Vor eigener Verblüffung konnte ich darauf ebenso wenig reagieren wie zuvor auf die abgebrochene Bewegung.
Ich hatte schon angedeutet, dass ich eine Person verdächtige, der Auslöser für diese eigenartige Situation gewesen zu sein. Der Frau, die „Hoppla“ sagte, begegne ich häufig, da sie in einer Gastwirtschaft arbeitet, in der ich mittags einzukehren pflege. Ich hatte einmal den Versuch unternommen, mit der sympathischen Frau etwas zu flirten, doch als ich sie schließlich zu einem Kaffee einzuladen versuchte, verpasste sie mir eine glatte Abfuhr. Diese von mir keinesfalls erwartete Reaktion hatte mich damals schockiert. Natürlich bleibt einem in dieser Situation nichts anderes übrig, als den Tatsachen ins Auge zu blicken. Sympathie kann man nun mal nicht erzwingen. Nach außen hin war ich danach um einen distanzierten, normalen Umgang bemüht, was auch funktionierte, innerlich aber nagte diese, jetzt schon länger zurückliegende, Ablehnung latent weiter an mir.
Diese Bewegung, die ich bewusst begonnen hatte und die plötzlich völlig unerwartet und unbewusst von etwas Unheimlichem gestoppt wurde, hatte meines Erachtens damit zu tun, dass ich aus einer Drehbewegung heraus plötzlich besagte Frau schon recht nah wahrnahm wie sie mir entgegenkam und dabei den von mir geplanten Weg zu kreuzen beabsichtigte. Im Bruchteil einer Sekunde hatte ich entschieden, nicht zu warten bis sie an mir vorbeigelaufen war sondern vor ihr schnell den von mir beabsichtigten Weg zu beschreiten. Ich hätte dies auch problemlos geschafft, wenn mich nicht irgendetwas abrupt daran gehindert hätte. In diesem Moment muss meine Psyche eingegriffen und mich ausgebremst haben. Anders kann ich mir das Ganze nicht erklären.